Mittwoch, 28. November 2018

Marshall Code 25: Einbau eines Anschlusses für einen externen Lautsprecher

 

Kleine Störenfriede


Der Marshall Code 25 hat einen eingebauten 10 Zoll Lautsprecher, der für den Verstärker natürlich ausreichend groß ist. Ein 25 Watt Verstärker sollte aber eigentlich in der Lage sein, mehr als einen solch kleinen Lautsprecher anzutreiben, oder?

Ein 25 Watt Verstärker ist immer noch 66% so laut wie ein baugleicher 100 Watt Verstärker, denn das Verhältnis zwischen Leistung (in Watt) und Lautstärke ist nicht linear. Die Formel:

X% = 2^log10(25/100) * 100

Wohlgemerkt baugleich: Transistorenverstärker benötigen nämlich eine drei Mal so hohe Leistung, um auf das Niveau eines von den Zahlen her "gleichwattigen" Röhrenverstärkers zu kommen. Bedeutet also für die 25 Watt "Transe" grob:

2^log10(8,3/100) * 100 = 47

Der Code 25 könnte also immer noch rund 47% der Lautstärke eines 100 Watt Röhren Marshalls erreichen.


Aber was soll das Ganze?


Schließlich ist der eingebaute Lautsprecher ja genau passend für den Code gefertigt - er ist eher neutral, denn die Voicings kommen von den Presets und es ist dem Ganzen nicht unbedingt dienlich, diesen genau abgestimmten Einstellungen durch spezielle Klangeinfärbungen verschiedenster Speaker-Modelle etwas hinzuzufügen.

Zudem ist der Code 25 ein klassischer Übungsverstärker, niemand würde auf die Idee kommen diesen oben auf zwei 4x12'' Cabinets zu stellen, oder? Nun...nein, das war auch nicht meine Intention.
Hierfür gibt es zudem den Code 100, zumindest mit einem Cabinet.

Nein, meine Intention war es, den Code 25 auch bei Aufnahmen mit meiner Band einsetzen zu können. Das Silver Jubilee Preset hört sich sagenhaft an, wäre doch Schade, wenn man das nur zum Üben hätte.

Wir sind Home-Recorder und nehmen Gitarren immer über eine Grossmann SG Iso Box auf. Das ist ein stark schallisolierter Kasten, in dem sich ein 12 Zoll Lautsprecher befindet. Es gibt Befestigungspunkte für Mikros und Kabelführungen nach außen. Mit so einer Grossmann Box kann man feinsten Gitarrenrock aus voll aufgerissenen Verstärkern aufnehmen, ohne das SEK auf den Plan zu rufen.

Der hierzu eingesetzte Verstärker muss natürlich eine externe Lautsprecherbuchse haben - bei Top-Teilen normal, bei vielen Combos üblich, aber eben nicht beim Code 25. Dieser hat andere Möglichkeiten, die die Ingenieure wohl eher im Sinn hatten: Man kann ihn per USB an den Computer anschließen und er verhält sich dann wie ein Audio-Interface, das man auch von DAW-Software aus nutzen kann. Soweit so gut, aber diese Methode passt nicht recht in unseren Workflow. Also umbauen!


 

Zwei sehr ernst gemeinte Warnungen vorweg!

 

  • Ein solcher Umbau lässt natürlich die Garantie des Verstärkers ablaufen. Alles, was durch Änderung der Werksspezifikationen zu einem Defekt führt, ist zu 100% Selbstverschulden.
  • Wenn wir von Verstärkern reden, haben wir es nicht mit der Millivolt-Bastelei an Gitarren zu tun. In Verstärkern finden wir Netzspannung, bei Röhrenverstärkern in Teilkomponenten sogar Hochspannung. Kondensatoren können je nach Bauart und Größe noch Stunden später geladen sein und sich schlagartig entladen, wenn die Bastelfinger sie berühren. "High Voltage" ist auf dem Plattenteller gut, nicht im Körper! Das Öffnen von Verstärkern ist lebensgefährlich und es ist nur ratsam, dies von einem Fachmann erledigen zu lassen.

 

 

 

Auf was ist zu achten?

 

Der Einbau einer externen Lautsprecherbuchse ist relativ "basic". Die weiter unten gezeigte Vorgehensweise klappt so im Prinzip bei jeder Combo.

Für den Anschluss externer Lautsprecher gelten aber Regeln. Ich will hier kurz über den Anwendungsfall hinausgehen, weil das sehr wichtig zu verstehen ist:

  • Lautsprecher haben eine gewisse Impedanz, angegeben in Ohm. Im Gitarrenbereich stößt man in der Regel auf 4 Ohm, 8 Ohm oder 16 Ohm.
  • Der Lautsprecher stellt für den Verstärker eine gewisse "Last" dar. Es ist mitnichten so, dass der Verstärker "etwas mit dem Lautsprecher macht", der Lautsprecher "macht auch etwas mit dem Verstärker", um das mal vereinfacht so zu formulieren. Deshalb müssen beide aufeinander abgestimmt sein.
  • Wenn der Lautsprecher nicht auf den Verstärker abgestimmt ist, also ein sogenanntes "Mismatch" vorliegt, dann sind die Folgen unterschiedlich je nachdem, ob es sich um einen Röhrenverstärker oder einen Transistorenverstärker handelt.
  • Röhrenverstärker kommen mit einem Mismatch überhaupt nicht gut zurecht. An einen Verstärker mit einem 8 Ohm Ausgang sollte man nichts anderes als eine 8 Ohm Box anschließen. Vor allem dürfen Röhrenverstärker niemals ganz ohne Lautsprecher bestrieben werden.
    Röhrenverstärker haben meist mehrere Ausgänge und damit dann doch verschiedene Lautsprecher-Optionen. Genaueres steht im Herstellerhandbuch, an das man sich sklavisch halten sollte.
    Hat der angeschlossene Lautsprecher nämlich eine niedrigere Impedanz als der Verstärker, dann fließt ein zu hoher Strom und die Endstufenröhren können Schaden nehmen, weil sie den viel zu hohen Strom liefern müssen. Hat der Lautsprecher eine zu hohe Impedanz, dann kann es den Ausgangsübertrager treffen, weil dieser "seinen Strom nicht los wird".
  • Für Transistorenverstärker gilt im Prinzip dasselbe: Gleiche Impedanz von Verstärker und Lautsprecher ist am besten. Dagegen führen Lautsprecher mit niedrigerer Impedanz zu einem höheren Stromfluss und das überlastet den Verstärker.
    Duldsamer sind Transistorenverstärker, was Lautsprecher mit höherer Impedanz angeht. An einen 4 Ohm Transistorenverstärker kann man eine 8 Ohm Box anschließen, der Verstärker kann dann aber nicht seine volle Leistung entfalten und ist dann einfach leiser.

Der 10'' Lautsprecher des Marshall Code 25 hat einen Impedanz von 4 Ohm. Das ist sehr ungewöhnlich im Bereich der Röhrenverstärker, die ich und mein Bandkollege sonst spielen. Wir haben eigentlich nur Lautsprecher und Cabinets mit 8 Ohm Impedanz, deswegen plane ich dieses leichte Mismatch hier von vorneherein ein.



Teileliste

  

Das Herzstück des Umbaus ist eine schaltbare Mono-Klinkenbuchse für 6,3 mm Klinkenstecker.
 

Schaltbare Klinkenbuchse



Der Clou bei dieser Buchse ist, dass der Kontakt auf einer Seite wie eine Wippe ausgeführt ist. Der Kontakt zwischen beiden Seiten ist geschlossen, wenn kein Kabel eingesteckt ist. Ist aber ein Kabel eingesteckt, dann drückt der Stecker die Wippe nach oben und ein Spalt zwischen beiden Seiten entsteht.

Ist ein Stecker in der Buchse, sind
beide Seiten voneinander getrennt
  

Die Logik ist nun, an der "Wippenseite" das Kabel vom Verstärkerausgang anzuschließen, auf der anderen Seite das Kabel zum internen Lautsprecher. Ist also kein externes Kabel in die Buchse eingesteckt, dann besteht die Verbindung vom Verstärkerausgang zum internen Lautsprecher.

Ist ein externes Kabel eingesteckt, dann besteht die Verbindung zum externen Lautsprecher.

Aus der Betrachtung zur Lautsprecherimpedanz ergibt sich, dass nicht gleichzeitig der eingebaute und der externe Lautsprecher mit dem Verstärkerausgang verbunden sein dürfen! Die einfache Mechanik dieser Klinkenbuchse verhindert dies.


An der Spitze des Steckers ist Plus,
am Schaft Minus


Die komplette Teileliste sieht so aus:


Artikel                      Lieferant     Art.-Nr.       Preis
================================================================

Cliff 6,3 mm Mono Buchse     Tube-Town     cl-1160        0,85 €

Anschlussterminal rund       Tube-Town     term-r01       1,65 €
6,3 mm 

Kabelsatz für Lautsprecher   Tube-Town     tt-ws02        13,50 €

Flachstecker Kabelschuh      Ebay                         ca. 5,99 €
6,3 mm   ca. 20er Pack 

3 x Schwarze Holzschrauben   Baumarkt                     ca. 1,50 €
Durchmesser ca. 3,2 mm                    




Der Umbau kostet also so um die 25 €.





Der Umbau



Zunächst ist die Rückwand abzuschrauben. Diese ist mit Torx-Schrauben befestigt, es wird hier ein Torx 20 (T20) Werkzeug benötigt.

Die Rückwand sitzt ziemlich stramm, nach dem Lösen der Schrauben muss man sie vorsichtig mit einem flachen Schraubenzieher heraushebel. Hier ist Vorsicht angebracht, das Holz ist eher weich und bricht an den Rändern leicht aus.

Um die Rückwand abzunehmen, müssen als nächstes die Anschlüsse der Netzteil-Buchse gelöst werden. Diese sind Flachstecker und können vorsichtig abgezogen werden.


Die drei Stecker müssen gelöst werden, um die
Rückwand ganz abzunehmen.





Hier ist es sinnvoll, vorher ein Foto zu machen, dann muss man sich hinterher nicht überlegen, welcher Stecker wo angeschlossen war. An dieser Stelle auch nochmal der Hinweis zum Strom: Ein gerade ausgesteckter Verstärker kann beim Berühren der Anschlüsse noch Strom abgeben!

Ist die Rückwand ab, können die Holzarbeiten beginnen.

Das Holz hat eine Stärke von ca. 6,24 mm. Das ist zu dick, um die Klinkenbuchse direkt in die Rückwand einzusetzen. Deshalb steht auf der Einkaufsliste das Anschlussterminal.



Die Klinkenbuchse ist auf das Anschlussterminal
geschraubt



Die Position der Bohrung kann im Prinzip frei gewählt werden, ich habe mich für die Mitte entschieden. Mit einem passenden Werkzeug (Bohrer, Dremel, Feile) ist eine Öffnung in passender Größe zu schaffen. Man kann das grob anzeichnen, an den Umrisskanten mit einem kleinen Bohrer anbohren und die Feinheiten dann mit einer Fräse aussparen. Wie immer gilt auch hier, dass man zwischen dem Bohren / Fräsen ruhig immer mal wieder das Anschlussterminal anhalten sollte, um zu prüfen, wie viel noch weggenommen werden muss.

Das Anschlussterminal wird dann mit drei Holzschrauben an der Rückwand angeschraubt.
Die Verkabelung sollte nun eigentlich ein Kinderspiel sein, aber: Details, Details, ...

Ein Problem war, dass sich die Kabel am Verstärkerausgang nicht lösen lassen (siehe roter Pfeil). Ich habe es mit Händen und Zangen versucht, es geht nicht. Die Stecker sind wohl verpresst.


Diese Stecker sitzen: Nicht die Platine zerreissen!



Also habe ich die Kabel nur am internen Lautsprecher abgezogen und mit einem Kabelpaar aus dem gekauften Kabelsatz eine Verlängerung gebaut: Einfach auf eine Seite des Kabelpaars Flachstecker aufgepresst und das Kabel vom Verstärkerausgang an die Verlängerung angeschlossen.



Ein kurzer Satz zu dem gekauften Kabelsatz: Es gibt sicher noch andere Kaufoptionen, aber das von mir verwendete Teil hatte zwei Kabelsätze mit Kabelschuhen auf einer Seite und einer Stereo-Klinkenbuchse an der anderen Seite angelötet. Diese angelötete Buchse ist dann entsprechend abzuschneiden und die losen Enden mit Kabelschuhen zu versehen. Die Kabelschuhe bekommt man mit einer Spitzzange und einer ruhigen Hand leicht an die Kabel.

Damit es keinen Kurzschluss gibt, habe ich die Flachstecker-Kabelschuh Verbindung mit etwas Isolierband umwickelt. Nicht wunderschön, aber funktionell.


Das Original-Lautsprecherkabel wurde
verlängert, damit es bis zur Rückwand reicht.



Wie schon angemerkt, kommt das Kabel vom Verstärkerausgang auf die Seite mit dem Wipp-Kontakt.



Die komplette Verkabelung im Überblick:



Die fertige Verkabelung.




Nach dem Zusammenschrauben kann sich das Ergebnis sehen lassen, es fügt sich optisch perfekt ein und könnte so ab Werk sein.




Fügt sich perfekt in die Optik ein







Donnerstag, 15. November 2018

Quick Fix #1: PRS Vibrato-Hebel befestigen

An meiner PRS CE 24 saß der Vibrato Hebel ziemlich locker, schlimmer: Nach exzessivem Benutzen fliegt er fast von alleine aus seinem Loch heraus.

Der Hebel hat kein Gewinde, wie man es bei Fender kennt, er ist also nirgends eingeschraubt und wird auch nicht wie bei Fender von einer kleinen Feder im Gewinde gehalten.

In der PRS-Öse wird der Hebel von einem mittig geteilten Gummiring festgeklemmt:

Mittig geteilter Gummiring in der Öse
Der Hebel wird im Gummi gehalten.
                               

Kann es sein, dass das Gummi ausgeleiert ist? Oder gebrochen?

Nein! Für die Wahrheit möge man den Kopf etwas zur Seite drehen:

Es gibt direkt hinter der Öse eine kleine Befestigungsschraube. Diese wird mit dem silbernen Imbus-Schlüssel angezogen, der beim PRS-Bordwerkzeug dabei war.


Gut versteckt auf der Rückseite: Die Befestigungsschraube

Nun sitzt wieder alles bombensicher...keep on rocking!

Sonntag, 11. November 2018

Zwei sinvolle Verbesserungen an einer '95er Fender Jaguar (MIJ)

Ich habe in meine Fender Jaguar eine andere Bridge eingebaut und die originalen Stimm-Mechaniken durch Locking Tuner ersetzt. Beide Änderungen waren "swap in", es musste nichts gebohrt oder gefräst werden. Die Gitarre kann somit jederzeit wieder auf Originalzustand gebracht werden.

62er Probleme


Das Fender "Jaguar" Modell wurde in den 1970er Jahren eingestellt und dann viele Jahre lang gar nicht produziert. In den 1990ern hat Fender aber ein Reissue der Jaguar in Japan herstellen lassen (auf der Höhe der Grunge-Welle sicherlich eine gute geschäftliche Entscheidung).

Die 90er MIJ ("Made In Japan") Modelle sind ein Nachbau der 1962er Jaguar, ich besitze seit 1996 so ein Reissue Modell, das in 1995 gebaut wurde.

1962er Nachbau - 1962er Probleme: Mich haben von Anfang an zwei Dinge besonders gestört, die sich nicht in den Griff bekommen ließen und die einfach ein Konstruktionsfehler sind:


  1. Die Saitenreiter der Jaguar Bridge sind tonnenförmig und mit einer Riffelung über die gesamte Breite versehen. Es war so gedacht, dass die Saiten in einer dieser Rillen liegen, was auch gut funktioniert hat, wenn man gemächlich spielt.

    Rillen auf den tonnenförmigen Saitenreitern

    Bei sehr harten Anschlägen neigten die Saiten aber dazu, von einer Rille zur nächsten zu springen, was man deutlich in einem "Pling" und schrägen Ton hören konnte und was einfach sehr irritierend ist.
  2. Die Gitarre ist nicht gut zu intonieren. Zum Intonieren muss man die Schrauben der Saitenreiter jeweils rein oder raus drehen, so dass sich der tonnenförmige Saitenreiter in Richtung Brücke beziehungsweise gen Sattel verschiebt.
    Die Schraube ist natürlich genau mittig im Saitenreiter angebracht, genauso wie auch die Saite. Dreht man die Schraube zu weit rein, dann kommt sie vorne heraus und bewegt sich auf die Saite zu. Wenn sich Saite und Schraube in die Quere kommen, hat man klanglich ganz andere Probleme als die korrekte Intonation.

Intonationsschraube und Saite kommen sich in die Quere



Neben diesen zwei großen Themen hatte die Jaguar Bridge auch die Eigenschaft, nach vorne zu kippen, ich werde etwas später noch darauf eingehen, warum das so ist. Dieses Problem war aber nicht so tragisch, deswegen soll es hier wenig Raum einnehmen.


Ich habe zuerst in örtlichen Gitarrenläden nach einer Lösung gefragt, mir konnte aber niemand so recht helfen. Zumindest noch in den frühen 2000ern war eine Jaguar offenbar nichts, was der typische kleinstädtische Gitarrenladen auf der Werkbank hatte.

Später habe ich aber im Internet von anderen Gitarristen gelesen, die genau dieselben Probleme hatten und es wurden hier Lösungen diskutiert. Eine dieser Lösungen bestand darin, die Saitenreiter von der Fender Mustang zu verwenden. Diese waren auch tonnenförmig, hatten aber nur eine tiefere mittige Rille, aus der die Saite nicht so einfach herausspringen konnte.

Wenn ich mir aktuelle Jaguar Modelle ansehe, dann habe ich den Eindruck, dass Fender genau diese Lösung mittlerweile ab Werk einsetzt. Sie gefiel mir aber nicht, weil Tim zu dieser Zeit eben noch keine Lust zum "basteln" hatte :-) . Ich wollte etwas aus einem Guss haben, das einfach 1:1 auszutauschen war. Und letztlich war auch nicht ganz klar, ob das Problem mit der Intonation und der Schraube nicht sowieso bleiben würde.


Drittanbieter-Lösung


Bei meinen Recherchen bin ich dann auf die Mastery Bridge gestoßen: Ein US-Hersteller hatte die Probleme der originalen Bridge erkannt und einen Ersatz entwickelt, der die oben beschriebenen Themen komplett eliminiert, da die Konstruktion eine ganz andere ist.

Die Mastery Bridge M2 kann man in Deutschland über Frank Deimel in Berlin kaufen. Soweit ich mich erinnere, musste man nur angeben, ob es sich bei der Jaguar um ein US-Modell (also original 1962) oder um ein MIJ Reissue drehte. Der Kaufpreis war mit 186,00 € sicherlich nicht billig, hat sich aber unbedingt gelohnt.

Die Abmessungen beider Brücken sind natürlich identisch. Man sieht bei der Mastery Bridge aber, dass die Füße viel breiter sind. Darüber hinaus unterscheidet sich das Gewicht beider Brücken. Meine Mastery-Bridge wiegt 63 Gramm, die Original-Bridge nur 51 Gramm, immerhin ein Unterschied von zirka 15%.

Oben Mastery- unten Original-Bridge
Die breiteren Füße sorgen dafür, dass die Bridge die Hülsen im Korpus, in denen die Füße sitzen komplett ausfüllt. Bei der originalen Bridge ist das nicht so, die Bridge kann deshalb kippen. Ich bin mir nicht sicher, ob sich Leo Fender bei dem Kippen nicht irgendwas gedacht hat, eventuell ist das tatsächlich ein Feature, das im Kontext des Vibrato irgendeinen Sinn macht.

Das höhere Gewicht und die festere Verankerung im Korpus sorgen aber dafür, dass der Sustain der Gitarre mit Mastery-Bridge etwas ausgeprägter ist. Das Holz schwingt mehr, was sich klangbildend auswirkt (Die Schwingungen des Holzes erzeugen Obertöne, die überhaupt erst den Charakter des Tones bilden).

Die Mastery Bridge ist eine ganz andere Konstruktion, die Saitenreiter bestehen aus zwei massiven Blöcken, jeweils einer für die Bass- und einer für die Diskant-Saiten. Die Blöcke sind für die Intonation leicht schräg angeordnet, will sagen: Eine Seite steht weiter vorne als die andere. Pro Block gibt es zwei Schrauben, um die Intonation vorzunehmen.

Die Saitenreiter sind eine völlig eigenständige Konstruktion

Wichtiges Detail bei der Mastery-Bridge ist, dass die Intonationsschrauben und die Saiten nun versetzt sind, es kann sich also nichts mehr ins Gehege kommen.

Saiten und Schrauben können sich nicht mehr stören

Die Mastery Bridge kommt mit drei zölligen Imbus-Schlüsseln für die Feinjustierung.

Die Mastery Bridge kommt mit drei zölligen Imbus-Schlüsseln für die Feinjustierung

Schwere Substanz - schwere Qualität


Alles fest im Griff

An der Bridge saß nun alles fest, nichts wackelte mehr. Ich habe dennoch als weitere Verbesserung Locking Tuner eingebaut. Dies ist einerseits für die Stimmstabilität gut, es ist aber auch eine Erleichterung beim Aufziehen neuer Saiten.

Die "GOTOH Vintage Lock, 6 links, vernickelt" (Rockinger, Artikelnummer 0431C, ca. 64,- €),  sind swap-in, alle Abmessungen entsprechen 1:1 dem Original.

Links Original, rechts die Locking-Variante

Links Original, rechts die Locking-Variante


Links Original, rechts die Locking-Variante

Links Original, rechts die Locking-Variante


Bei den Locking-Tunern wird die Saite durch das Loch geführt. Beim Drehen an der Stellschraube, drückt die Schraube von unten hoch und gegen die Saite.

Die Saite wird eingeklemmt (daher der deutsche Name "Klemm-Mechanik") und es bedarf keiner einzigen Wicklung, um die Saite zu befestigen - kein Herumgefummel mehr, kein Umknicken der Seite, damit sie für das Drehen am Tuner hält.