62er Probleme
Das Fender "Jaguar" Modell wurde in den 1970er Jahren eingestellt und dann viele Jahre lang gar nicht produziert. In den 1990ern hat Fender aber ein Reissue der Jaguar in Japan herstellen lassen (auf der Höhe der Grunge-Welle sicherlich eine gute geschäftliche Entscheidung).
Die 90er MIJ ("Made In Japan") Modelle sind ein Nachbau der 1962er Jaguar, ich besitze seit 1996 so ein Reissue Modell, das in 1995 gebaut wurde.
1962er Nachbau - 1962er Probleme: Mich haben von Anfang an zwei Dinge besonders gestört, die sich nicht in den Griff bekommen ließen und die einfach ein Konstruktionsfehler sind:
- Die Saitenreiter der Jaguar Bridge sind tonnenförmig und mit einer Riffelung über die gesamte Breite versehen. Es war so gedacht, dass die Saiten in einer dieser Rillen liegen, was auch gut funktioniert hat, wenn man gemächlich spielt.
Rillen auf den tonnenförmigen Saitenreitern
Bei sehr harten Anschlägen neigten die Saiten aber dazu, von einer Rille zur nächsten zu springen, was man deutlich in einem "Pling" und schrägen Ton hören konnte und was einfach sehr irritierend ist. - Die Gitarre ist nicht gut zu intonieren. Zum Intonieren muss man die Schrauben der Saitenreiter jeweils rein oder raus drehen, so dass sich der tonnenförmige Saitenreiter in Richtung Brücke beziehungsweise gen Sattel verschiebt.
Die Schraube ist natürlich genau mittig im Saitenreiter angebracht, genauso wie auch die Saite. Dreht man die Schraube zu weit rein, dann kommt sie vorne heraus und bewegt sich auf die Saite zu. Wenn sich Saite und Schraube in die Quere kommen, hat man klanglich ganz andere Probleme als die korrekte Intonation.
Intonationsschraube und Saite kommen sich in die Quere |
Neben diesen zwei großen Themen hatte die Jaguar Bridge auch die Eigenschaft, nach vorne zu kippen, ich werde etwas später noch darauf eingehen, warum das so ist. Dieses Problem war aber nicht so tragisch, deswegen soll es hier wenig Raum einnehmen.
Ich habe zuerst in örtlichen Gitarrenläden nach einer Lösung gefragt, mir konnte aber niemand so recht helfen. Zumindest noch in den frühen 2000ern war eine Jaguar offenbar nichts, was der typische kleinstädtische Gitarrenladen auf der Werkbank hatte.
Später habe ich aber im Internet von anderen Gitarristen gelesen, die genau dieselben Probleme hatten und es wurden hier Lösungen diskutiert. Eine dieser Lösungen bestand darin, die Saitenreiter von der Fender Mustang zu verwenden. Diese waren auch tonnenförmig, hatten aber nur eine tiefere mittige Rille, aus der die Saite nicht so einfach herausspringen konnte.
Wenn ich mir aktuelle Jaguar Modelle ansehe, dann habe ich den Eindruck, dass Fender genau diese Lösung mittlerweile ab Werk einsetzt. Sie gefiel mir aber nicht, weil Tim zu dieser Zeit eben noch keine Lust zum "basteln" hatte :-) . Ich wollte etwas aus einem Guss haben, das einfach 1:1 auszutauschen war. Und letztlich war auch nicht ganz klar, ob das Problem mit der Intonation und der Schraube nicht sowieso bleiben würde.
Drittanbieter-Lösung
Bei meinen Recherchen bin ich dann auf die Mastery Bridge gestoßen: Ein US-Hersteller hatte die Probleme der originalen Bridge erkannt und einen Ersatz entwickelt, der die oben beschriebenen Themen komplett eliminiert, da die Konstruktion eine ganz andere ist.
Die Mastery Bridge M2 kann man in Deutschland über Frank Deimel in Berlin kaufen. Soweit ich mich erinnere, musste man nur angeben, ob es sich bei der Jaguar um ein US-Modell (also original 1962) oder um ein MIJ Reissue drehte. Der Kaufpreis war mit 186,00 € sicherlich nicht billig, hat sich aber unbedingt gelohnt.
Die Abmessungen beider Brücken sind natürlich identisch. Man sieht bei der Mastery Bridge aber, dass die Füße viel breiter sind. Darüber hinaus unterscheidet sich das Gewicht beider Brücken. Meine Mastery-Bridge wiegt 63 Gramm, die Original-Bridge nur 51 Gramm, immerhin ein Unterschied von zirka 15%.
Oben Mastery- unten Original-Bridge |
Das höhere Gewicht und die festere Verankerung im Korpus sorgen aber dafür, dass der Sustain der Gitarre mit Mastery-Bridge etwas ausgeprägter ist. Das Holz schwingt mehr, was sich klangbildend auswirkt (Die Schwingungen des Holzes erzeugen Obertöne, die überhaupt erst den Charakter des Tones bilden).
Die Mastery Bridge ist eine ganz andere Konstruktion, die Saitenreiter bestehen aus zwei massiven Blöcken, jeweils einer für die Bass- und einer für die Diskant-Saiten. Die Blöcke sind für die Intonation leicht schräg angeordnet, will sagen: Eine Seite steht weiter vorne als die andere. Pro Block gibt es zwei Schrauben, um die Intonation vorzunehmen.
Die Saitenreiter sind eine völlig eigenständige Konstruktion |
Wichtiges Detail bei der Mastery-Bridge ist, dass die Intonationsschrauben und die Saiten nun versetzt sind, es kann sich also nichts mehr ins Gehege kommen.
Saiten und Schrauben können sich nicht mehr stören |
Die Mastery Bridge kommt mit drei zölligen Imbus-Schlüsseln für die Feinjustierung |
Schwere Substanz - schwere Qualität |
Alles fest im Griff
An der Bridge saß nun alles fest, nichts wackelte mehr. Ich habe dennoch als weitere Verbesserung Locking Tuner eingebaut. Dies ist einerseits für die Stimmstabilität gut, es ist aber auch eine Erleichterung beim Aufziehen neuer Saiten.
Die "GOTOH Vintage Lock, 6 links, vernickelt" (Rockinger, Artikelnummer 0431C, ca. 64,- €), sind swap-in, alle Abmessungen entsprechen 1:1 dem Original.
Links Original, rechts die Locking-Variante |
Links Original, rechts die Locking-Variante |
Links Original, rechts die Locking-Variante |
Links Original, rechts die Locking-Variante |
Bei den Locking-Tunern wird die Saite durch das Loch geführt. Beim Drehen an der Stellschraube, drückt die Schraube von unten hoch und gegen die Saite.
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