Sonntag, 28. Oktober 2018

Umbau einer günstigen Gitarre, Teil 3: Hardware - Hals

[Zu Teil 2 dieser Blog-Post Reihe]


Zunächst habe ich den Hals der Gitarre aufbereitet. Dieser hat, obwohl er schlimm aussah, nur "etwas Liebe" benötigt.

Das Griffbrett habe ich mit dem "Dunlop Guitar Fingerboard Kit" behandelt, dieses besteht aus einem Cleaner/Polisher zum Entfernen von Schmutz und Gilb, sowie einem Griffbrett-Öl zur nachfolgenden Pflege.

Das Set kostet weniger 18 Euro bei Thomann: Dunlop Guitar Fingerboard Kit bei Thomann


Griffbrett Reiniger und "Conditioner"


Zum Aufpolieren der oxidierten Bundstäbchen habe ich einen Edelstahlreiniger von Edeka benutzt:

Hausmittelchen gegen Rost

Nur ein Tröpfchen davon auf einen fusselfreien Lappen geben und ganz vorsichtig damit über die Bundstäbchen reiben. Man muss hier sehr achtsam sein, denn der Reiniger beinhaltet schleifende Partikel. Man kann sich damit das Griffbrett zerkratzen und man will auch keine Furchen in den Bundstäbchen, wo dann später die Saiten hängenbleiben. Hier bedarf es etwas Fingerspitzengefühls.

Das Ergebnis beider Mittel konnte sich aber sehen lassen. Der Vorher-/Nachher-Vergleich zeigt es:

Das Griffbrett vor der Behandlung

Das Griffbrett nachher


Als nächstes hat die Kopfplatte ihre neuen Mechaniken gebraucht. Das Problem war hier, dass die Originalmechaniken eine Sonderkonstruktion des Herstellers waren, für die es keinen baugleichen Ersatz gab.


Die Originalmechaniken hatten die Grundform eines sich nach links neigenden Parallelogramms. Alle verfügbaren neuen Mechaniken, die wenigstens von ähnlicher Bauart waren, hatten als Grundform ein sich nach rechts neigendes Parallelogramm.

Die Original Mechaniken

Schaller Mechaniken
  

Ich habe mich für die oben gezeigten sehr klassischen Schaller Mechaniken entschieden, die Kopfplatte musste nun aber angepasst werden.

Als erste Aufgabe waren die Original Schraubenlöcher für die Mechaniken zu verschließen, denn keines der Löcher war für die neuen Mechaniken wiederzuverwenden.

Zum Verschließen habe ich die Schraubenlöcher auf ca. 2 mm aufgebohrt und sie dann mit einem Rundstab passenden Durchmessers verschlossen. Der Rundstab wird dazu mit etwas Holzleim benetzt und in das aufgebohrte Loch gedrückt. Man kann hier mit einem kleinen Hammer oder dem Schraubendreherkopf etwas Gewalt ausüben, so dass der Rundstab ganz reingeht.

Verschließen der Mechanikschrauben-Löcher

Das Ganze kann dann eine Nacht aushärten. Ich habe die überstehenden Rundstäbe dann vorsichtig mit einem Cuttermesser gekürzt. Wiederum ist hier etwas Fingerspitzengefühl nötig. Ich war mit dem Kürzen per Messer zufrieden, so dass ich den letzten überstehenden Milimeter nicht noch heruntergeschliffen habe.

Die fertig verschlossenen Schraubenlöcher

Die originalen Mechaniken waren auf 8,5 mm Löcher ausgelegt, die Schaller-Mechaniken haben jedoch einen ca. 6mm hohen und 1cm breiten Sockel am Fuß des Schaftes, in den die Saiten eingehangen werden und haben daher auch nicht in die originalen Löcher des Kopfes gepasst.

Die Schaller Mechaniken haben einen
Absatz am unteren Schaftende


Mit Hilfe einer Standbohrmaschine wurden die 8,5 mm Mechanikenlöcher von der Rückseite her 6mm tief vom Radius 8,5 mm auf 1 cm aufgebohrt:

Die originalen Mechanikenlöcher mussten aufgebohrt werden

Ich habe dies bewusst mit einer Standbohrmaschine gemacht, weil ich kein Vertrauen darin hatte, dass ich per Hand eine Bohrmaschine perfekt gerade halten kann. Man will die Löcher ja nur gerade aufbohren und nicht durch Bewegungen während des Bohrens oval oder schräg. Die Mechaniken müssen unbedingt einen festen Sitz haben, da die Saitenspannung gehörig an ihnen ziehen wird.


Nun war es Zeit für eine Passprobe der neuen Mechaniken. Denn es muss natürlich getestet werden ob alles passt. Tut es das, dann müssen die Positionen der neuen Löcher markiert und später vorgebohrt werden.

Zuerst habe ich vorne die Hülsen eingesetzt.

Einsetzen der vorderen Hülsen. Diese haben
dekorativen Charakter.

Bei der Passprobe stellte sich schnell heraus, dass günstige Gitarren bisweilen eben doch Qualitätsprobleme haben (wer hätte es gedacht). Offenbahr ist die Gitarre mit kleinen Varianzen bei den Mechanikenlöchern hergestellt worden, die Löcher haben nicht exakt die gleichen Abstände. Dadurch haben leider nicht alle sechs neuen Mechaniken nebeneinander gepasst.

Die Ränder der ersten und der zweiten, sowie der dritten und vierten haben überlappt.

Erste Passprobe der Mechaniken

Da musste die Feile ran und ich habe die erste und vierte Mechanik mit einer kleinen Feile passgenau abgeschliffen. Dazu schleift man ein wenig und setzt sie dann wieder ein, um die Passgenauigkeit zu prüfen. Wenn es noch nicht passt, dann schleift man noch ein Stück weg. Und so weiter.

Es klemmt noch.

Am Ende hat es ganz gut gepasst und ich habe mit einem Geodreieck, das ich mit Schraubzwingen befestigt habe, die sechs Mechaniken auf einer geraden Linie ausgerichtet.

Kein Problem, das eine Feile nicht beheben könnte.

Alles bereit zum festschrauben.

In dem Zustand konnte man die Positionen der zu bohrenden Löcher ganz einfach mit einem Bleistift anzeichnen. Beim Vorbohren ist darauf zu achten, dass dies auch wieder möglichst gerade passieren sollte (also wieder Standbohrmaschine). Wenn die Schrauben 2 mm Durchmesser haben, dann bohre ich ca. 1,5 mm vor.

Die fertige Arbeit von hinten...


Zuletzt habe ich die alten String Trees (Saiten-Niederhalter) durch zwei schwarze, neue getauscht und die drei Schrauben der Halsspannstab-Abdeckung ersetzt (DIN 95 Zierschrauben glanzverzinkt mit Linsensenkkopf - allerdings seinerzeit nur mit Schlitz auftreibbar).

...und von vorne



Im nächsten Teil machen wir mit dem Korpus weiter.

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